Zivilisationskrakheiten beim Pferd – Fiktion oder Realität?

Vor 100 Jahren waren die Probleme, denen Tierhalter und Tierärzte13394011_10208928732511408_6246712019711385406_n gegenüber standen, noch von ganz anderer Art als heute. Heute findet man nur noch selten die klassischen Infektionskrankheiten. Koliken, Lahmheiten und Verletzungen gibt es weiterhin, aber eine Gruppe neuer Beschwerden, die früher kaum vorhanden waren, breitet sich immer mehr aus. Es handelt sich um unklare, schwer beeinflussbare chronische Beschwerdebilder wie Kotwasser, Sommerekzem, EMS oder COPD, um nur einige zu nennen. Obwohl viele Freizeitreiter sich notgedrungen intensiv mit Fragen der Pferdehaltung und Pferdegesundheit beschäftigen und sich dabei viel Wissen aneignen, ist es schwer eine Lösung für diese Probleme zu finden. Die Pferdeforen sind voll von Kommentaren verzweifelter Pferdebesitzer. Woran kann das liegen?

11053372_10206083613225204_1899332859162188991_nHier braucht es eine neue ganzheitliche Herangehensweise. Das Milieu,  nicht der Erreger ist jetzt wichtig. Wo Erreger beteiligt sind, brauchen sie erst das passende Milieu, um sich vermehren zu können. Dieses strikte Milieudenken ist neu in der Schulmedizin, wo man mehr am Erregerdenken orientiert ist.

Erklären wir das Ganze einmal an einem Detail: Zellen brauchen für ihre Arbeitsleistung ganz bestimmte Bedingungen, z.B. bezüglich des pH-Wertes, der Ausdruck der Säure-Basen-Balance ist. Weicht der pH-Wert nur geringfügig von der Norm ab, können viele Reaktionen nur noch träge oder gar nicht mehr ablaufen. Alles ist fein aufeinander abgestimmt. Man denke, dass in jeder Zelle ständig Tausende von Reaktionen nebeneinander ablaufen. Wenn das Milieu zu sauer ist, was bei Maisfütterung, aber auch durch andere Einflüsse passieren kann, lagert der Körper vermehrt Wasser ein, um die Säure zu verdünnen. Die Pferde schauen dann sehr gut genährt bis aufgeschwemmt aus. Der Körper kompensiert aber so lange wie möglich, oft über Jahre, doch irgendwann ist das Fass zum Überlaufen voll und erst jetzt treten die ersten Symptome auf. Wenn wir merken, dass etwas nicht passt, ist der Krankheitsprozess i.d.R. schon fortgeschritten. Und jetzt ist wiederum Geduld gefragt. Schritt für Schritt muss das innere Milieu wieder hergestellt werden, sodass die Zellfunktionen wieder ungestört ablaufen können. Und das braucht seine Zeit.

Toxische Belastungen aus der Umwelt, schlecht verdauliche Kraftfuttersorten und -mischungen, Übersäuerung, Störfelder, zu wenig Bewegung, Zusatzprodukte, Stress durch häufige Transporte, all diese Faktoren des modernen Lebens tragen zu diesen Entgleisungen bei. Oft ist es für Pferdebesitzer nicht leicht, ein für ihre Pferde passendes Heu zu finden, Stallbesitzer bestehen aus arbeitstechnischen Gründen auf festgelegten Fütterungszeiten, obwohl wir wissen, dass Pferde in der Natur bis zu 16 Stunden am Tag fressen. Die aus all diesen Einflüssen und noch vielen weiteren entstehenden Zivilisationskrankheiten sind also die große Herausforderung unserer Zeit, für die eigene komplementäre Behandlungskonzepte entwickelt und angeboten werden müssen.

Ganzheitliche Behandlungen haben dabei immer Angebote für alle an einem Problem beteiligten Ebenen wie Körperstruktur, Biochemie und Energiesystem zur Verfügung. Die getroffenen Maßnahmen und eingesetzte Medikamente sollten den Stoffwechsel nach Möglichkeit nicht noch zusätzlich belasten. Die Konstitution muss gestärkt werden. Die Fütterung muss einbezogen werden.

 

 

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